24.05.2020 | Strava – Das Facebook für Ausdauerathleten von Dennis Götze
Laut Wikipedia ist Strava ein „soziales Netzwerk zum internetbasierten Tracking sportlicher Aktivitäten, wie Radfahren, Joggen, Schwimmen, Skifahren oder Rudern“.
Dem stimme ich zu, wobei der größte Teil der Sportler*innen aus Radfahren*innen, Triathleten*innen und Läufer*innen besteht. Strava hat zurzeit ca. 50 Mio. User in fast 200 Ländern mit ca. 20 Mio. hochgeladenen Aktivitäten pro Woche. Der Großteil dieser 50 Mio. User besteht aus Hobby- und Amateursportler*innen, es befinden sich aber auch einige Profiathleten*innen (https://www.strava.com/pros) unter den Usern.
Strava wurde 2009 in Kalifornien gegründet und zu Beginn primär von Radfahren*innen und Triathleten*innen genutzt. Mittlerweile sind zu Radfahrern*innen und Triathleten*innen auch viele Läufer*innen gekommen.
Warum ist Strava aber so besonders, dass es so viele Sportler nutzen? Dieser Frage versuche ich in den nächsten Absätzen auf den Grund zu gehen.
Wie oben schon erwähnt ist Strava ein soziales Netzwerk. Diese dienen dazu, neue Leute kennenzulernen oder mit Personen in Verbindung zu bleiben, die man kennt und was gibt es Besseres als das mit Gleichgesinnten zu tun?
Starten wir mit der sozialen Komponente, also wie kann ich mich mit anderen Läufern verbinden? Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten, die erste ist ganz klassisch man kennt wen und sucht die Person einfach über Suche. Eine andere Option ist, sich einer der vielen Gruppen anzuschließen, hier gibt es regionale Gruppen oder Gruppen, die auf das gleiche Ziel hintrainieren z. B. den Marathon in einer bestimmten Stadt oder Gruppen mit Personen mit denen man noch weitere Interessen teilt. Die dritte Möglichkeit sieht man, wenn an Wettkämpfen teilgenommen wurde oder ein virtuelles Training (Zwift) durchgeführt wurde, hier bekommt man anschließend angezeigt, wer noch alles an der Einheit/Wettkampf teilgenommen hat.
Da es sich bei Strava auch um eine Sportplattform handelt kommen wir kurz einmal zum wesentlichen, den sportlichen Aktivitäten.
Die einzelnen Sporteinheiten können entweder direkt über die Strava-App aufgezeichnet werden oder der Strava-Account wird mit der Plattform verbunden, wo die Einheiten hochgeladen werden (z. B. Garmin Connect). Für diese Einheiten bekommt man Kudos (der „Daumen hoch“ auf Strava), man kann die Einheiten kommentieren bzw. Kommentare bekommen und Fotos hinzufügen (siehe Abbildung 1 Bsp. Strava Feed).
Soweit so gut, jetzt aber zu dem Teil der Strava zu etwas Besonderem macht und einen motiviert dranzubleiben.
Auf Strava gibt es KOMs/QOMs (Segmente) und monatliche Challenges.
KOM bzw. QOM sind die Abkürzungen für King bzw. Queen of the mountain. Hierbei handelt sich um eine Auszeichnung, wenn man ein bestimmtes Stück am Berg am schnellsten geschafft hat. Mittlerweile gibt es aber nicht nur Teilstücke bergauf sondern auch bergab, ein flaches Teilstück Straße, technische Trails usw., deswegen trifft es der Begriff Segment eher. Um bei einem Segment an die Spitze zu kommen muss man natürlich schnell sein, aber selbst wenn man es nicht an die Spitze kommt, kann man immer wieder sich selber herausfordern oder sich Stück für Stück in der Platzierung hocharbeiten (siehe Abbildung 3 Top 5 zum Beispiel Segment).
Ähnlich wie bei den Segmenten macht Strava auch einen Abgleich, wenn man auf derselben Strecke schon mal gelaufen ist, wodurch jeder die Möglichkeit hat immer wieder auf seiner Hausrunde gegen sich selbst anzutreten. Der volle Umfang dieser Funktion kann allerdings nur durch eine Summit-Mitgliedschaft genutzt werden (weiter unten mehr dazu), in der App kann man einen Teil aber kostenfrei nutzen.
Sollte das immer noch nicht reichen kann man bei den unzähligen Challenges mitmachen. hier Es gibt Challenges, die monatlich wiederkehren oder einmalige Challenges. Beispiele für die monatlichen Challenges sind Juni 10k, Juni Halfmarathon oder wer etwas mehr Herausforderung sucht kann auch bei Run Climbing Challenge mit machen, hierbei müssen innerhalb eines Monats 2000 positive Höhenmeter gelaufen werden. Die einmaligen Challenges sind recht unterschiedlich, das reicht von laufe einmal 5km innerhalb von 5 Tagen bis zu 300 Minuten sportliche Aktivitäten innerhalb von 3 Wochen.
Strava hat aber noch weit mehr zu bieten als ein sportbasiertes Netzwerk zu sein, durch Summit (früher Strava Premium) hat Strava auch ein umfassendes Premium Programm auf die Beine gestellt. Vorab, Summit ist kostenpflichtig und kostet 9,99 €/Monat.
Die Summit Funktionen teilen sich in drei Blöcke auf. Der erste Block umfasst das Training, hierunter fällt unter anderem der große Block Ziele, egal ob Zeit, Leistung oder Segmentziel oder das Thema Trainingspläne.
Der zweite Block ist der Sicherheitsblock, hier ist an der ersten Stelle Beacon zu nennen. Mit Beacon können bestimmte Personen den Live Standort während des Trainings verfolgen, sollte also etwas passieren weiß die Person, wo man sich befindet, eignet sich natürlich, um bei Wettkämpfen an der richtigen Stelle zu stehen zum Anfeuern. Auch ein schöner Punkt sind die persönlichen Heatmaps, wodurch visualisiert wird wo man am meisten läuft, Rad fährt oder schwimmt. Neben der persönlichen Heatmap bietet Strava auch globale Heatmaps (siehe Abbildung 4 Global Heatmap Europa).
Der dritte Block umfasst das Themengebiet der Analyse. In diesem Block werden also die Fragen habe ich heute zu hart trainiert, brauche ich mal wieder einen Ruhetag oder bringt mir mein aktuelles Training überhaupt etwas (mache ich Fortschritte) analysiert.
Seit kurzem gibt es auf Strava auch eine Funktion zur Routenplanung. Plant man also eine Segmentjagd kann man sich die Route entsprechend zusammenstellen. Auch sehr praktisch ist, dass man sich die globale Heatmap beim Planen anzeigen lassen kann.
Neben den ganzen positiven Aspekten sollten wir aber auch kurz auf die negativen Punkte eingehen.
Ein großer Fehler entstand im Zuge der global Heatmap im Jahr 2018, als Angehörige des Militärs ihre Aktivitäten hochluden und dadurch entsprechend die Militärstützpunkte in Krisengebieten sichtbar wurden (Hier wurde aber inzwischen nachgebessert, siehe Abbildung 5 Strava-Karte zeigt den Bundeswehreinsatzort in Koulikoro (Mali)).
Ein weitere Kritikpunkt ist, dass die täglichen Trainingsgewohnheiten offen dargelegt werden, es lässt sich also schnell darauf schließen, wann wer zu Hause ist und wann nicht. Nicht so freundlich gesinnte Personen könnten dies ausnutzen und die Wohnung leerräumen oder man wird auf der gemütlichen Hausrunde böse überrascht.
Eine schöne Funktion um den eigenen Wohnort zu verschleiern ist die Funktion Private Zone, hierbei werden Start und Ende der Aktivität innerhalb eines bestimmten Radius um die eigene Adresse abgeändert.
Durch die Komponente des sozialen Netzwerks kann auch ein gewisser Leistungsdruck entstehen. Das geschieht hauptsächlich aufgrund der Vergleichbarkeit, man sieht halt wie schnell oder weit die Einheiten anderer Athleten*innen sind und kann sich dadurch schlecht fühlen und sich für nicht gut genug halten. Hier sollte allerdings nicht vergessen werden, dass nicht unbedingt jede Einheit sichtbar ist und eventuell nur die besten Einheiten gezeigt werden, außerdem hat jeder einen andern Fitnessstand.
Im Großen und Ganzen überwiegen allerdings die positiven Punkte und bei Interesse sollte, wie ich finde, jeder Strava mal eine Chance geben. Kostet ja nichts.