Am 02.08.2019 machte ich (Patrick Wiesner/Fit2-Run-Beckum) mich mit meinen beiden Trailrunningkollegen Marc Aschmoneit & Thomas Kul (da run/Bönen) auf ins Pitztal (Tirol/Österreich) um am P45 Glacier Trailrunning Event in Mandarfen teilzunehmen.
Alle 3 mit Erfahrung im Bereich Ultrarunning in den Bergen, waren zunächst wenig beeindruckt von den reinen Streckendaten. 44km mit 2800 Gesamthöhenmetern hören sich zunächst einmal nach einem Genußlauf an, da wir 6 Wochen zuvor beim Zugspitz Supertrail (64km mit 3000 Gesamthöhenmetern) in Grainau gefinisht haben.
Als am Freitag Abend vor dem Rennen der Streckendirektor mit folgendem Satz die Läufer einschwor „Vergesst alles was ihr bisher gelaufen seid, das hat hiermit nichts zu tun“ konnte uns das zunächst wenig beeindrucken. Das sollte sich jedoch am nächsten Tag ändern.
Am Samstag Morgen um 5:00 Uhr war es dann endlich soweit, mit dem Song „Come with me“ von Puff Daddy und Pyrofackeln rechts und links im Start/-Zielbereich wurden wir auf die Strecke geschickt.
Es war noch stockdunkel und nach einem flachen Kilomter wartete bereits der erste Anstieg der Strecke, und der hatte es in sich…
Auf gut 6km ging es von 1600m über Meeresspiegel zum höchsten Punkt der Strecke auf 3080m hinauf zur Scharte Mittagskogel.
In extrem technischen Gelände ging es Meter um Meter nach oben, zum Schluss waren Steigungen von über 40% zu bewältigen und das auf deutlich über 2000m über Meeresspiegel. Das glich eher klettern als Laufen.
Diese Höhe hatte ich im Vorfeld komplett unterschätzt, doch ich merkte recht schnell, dass die Luft da oben immer dünner wurde.
Mit einem gefühlten Puls von 180 erreichten wir nach gut 2h den höchsten Punkt der Strecke, mittlerweile war es hell geworden und es boten sich wirklich spektakuläre Panoramen über die Pitztaler Bergwelt und den Gletscher.
Dieser sollte dann auch das nächste Ziel auf der Strecke sein, es ging über einen technisch sehr anspruchsvollen Downhill runter auf 2600m zum Gletscher, welcher nun gequert werden musste.
Mit Spikes, welche man sich unter die Schuhe schnallen musste und Teil der Pflichtausrüstung waren, ging es nun gute 2km quer über den Gletscher. Mittlerweile kam die Sonne raus und um uns herum bot sich ein unvergessliches Panorama.
Nach dem Gletscher folgte der nächste Anstieg. Wieder ging es über lose Steine, kleine Bäche und große Felsbrocken ein gutes Stück steil bergauf.
Oben angekommen rief uns ein Streckenposten dann zu „jetzt kommt ein traumhafter Downhill“.
Was er mit traumhaft meinte konnte sich nur auf das Panorama beziehen, es ging so steil und technisch hinunter, das dieses Stück nur für Profis laufbar war.
Nach über 4,5h und 18km erreichten wir dann die Verpflegungsstelle in Mandarfen.
Ich war mittlerweile so ermüdet, dass ich fest entschlossen war das Rennen an dieser Stelle zu beenden. Es warteten schließlich noch ca.30km extrem schwieriges Gelände auf mich.
Meine beiden Kollegen, welche zu diesem Zeitpunkt noch recht fit waren, überredeten mich dann weiterzumachen und das „Ding“ gemeinsam durchzuziehen. Vorab, ohne die beiden hätte ich das Ziel nicht erreicht!
So machten wir uns dann zu dritt wieder los. Nach einem alkoholfreien Weizen an der Verpflegungsstelle ging es wieder steil hinauf zum Riffelsee. Ich war mittlerweile körperlich völlig fertig und quälte mich Kilometer für Kilometer durch die Berge. Auch dieser zweite Teil war technisch sehr schwierig und wirkliches laufen war nur ganz selten möglich.
Nach über 11,5 h ca.48km und über 3000 Gesamthöhenmetern (da hat sich der Veranstalter wohl leicht vertan) war es dann endlich soweit, völlig erschöpft und überglücklich erreichten wir zu dritt das Ziel in Mandarfen.
Von einem „Genußlauf“ war bei mir bereits beim ersten Anstieg nichts mehr zu spüren und mir wurde auch schnell klar was der Streckendirektor am Vorabend mit dem Spruch „Vergesst alles was ihr bisher gelaufen seid, das hat hiermit nichts zu tun“ gemeint hat.
Trotz der Schwierigkeiten die ich in dem Gelände vor allem mit der Höhe hatte, war es ein tolles Erlebnis in einer traumhaften Bergwelt und ich werde definitiv wieder kommen.
Fazit, das ist ein Lauf für richtige Profis!