Anna Stengel

von | Okt. 9, 2025 | Stories | 0 Kommentare

„Der Marathon ist mehr als ein Rennen – er ist eine Reise zu dir selbst.“

Ich bin Anna, 33 Jahre alt, verheiratet und Mama einer lebhaften, wunderbaren, 4 jährigen Tochter. Ich liebe das Laufen – Und ich möchte ohne nicht mehr sein. Dabei war das Laufen nicht immer eine große Leidenschaft. Im Studium begann ich zu laufen, weil andere Hobbys pausierten. Ich suchte nach Bewegung, nach etwas, das mir Raum gibt, durchatmen lässt. Es war nichts Großes – ein paar Schritte, ein bisschen Luft, ein freier Kopf. Doch manchmal beginnen die großen Dinge ganz klein.

2016 schenkte mir mein Vater einen Startplatz für den Berlin-Marathon. „Einmal im Leben muss man Marathon gelaufen sein“, sagte er. Ich war 24, hielt ihn für ziemlich verrückt – aber ich sagte trotzdem ja. Vielleicht, weil ich spürte, dass ich es brauchen würde. Vielleicht, weil ich hoffte, dort etwas zu finden, das mir später im Leben helfen wird. Und dann stand ich 2017 zum ersten Mal an der Startlinie eines Marathons – in Berlin. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Aber was dann kam, war größer, intensiver, bewegender als alles, was ich mir je vorgestellt hatte. Gänsehaut vom ersten bis zum letzten Meter. Die Menschen, die Musik, das Pulsieren der Stadt. Ich war infiziert. Diese Energie, diese Tiefe, diese Freude – ich wollte sie wieder. Immer wieder.

Denn ein Marathon ist nicht einfach nur ein Lauf über 42,195 Kilometer. Ein Marathon ist eine Reise. Eine Mutprobe. Ein inneres Versprechen. Du fragst dich unterwegs mehr als einmal: „Schaffe ich das wirklich?“ Und genau dort beginnt es, spannend zu werden. Denn mit jedem Schritt lernst du dich besser kennen. Du lernst, durchzuhalten – nicht nur auf der Strecke, sondern auch im Leben. Marathonlaufen verändert. Es macht dich stark, wach und frei. Es zeigt dir, wie viel in dir steckt – auch dann, wenn du es selbst gerade nicht sehen kannst.

Mein Leben verlief nicht immer nach Plan. Und genau in dieser Zeit wurde das Laufen zu meinem Anker. Mein Raum zum Durchatmen. Mein Kraftort. Mein „Ich schaffe das trotzdem.“

2024 stand ich in Hamburg an der Startlinie. Mein dritter Marathon – und ein Aufbäumen. Ich wollte mir selbst zeigen, dass ich trotz allem kämpfen kann. Mein Ziel: unter vier Stunden. Es wurden 4:18h – und trotzdem war ich stolz. Denn die Zeit ist für mich nie das Wichtigste gewesen. Es geht um das Gefühl, das ich auf der Strecke habe. Um die Kraft, die ich dort finde. Um die Momente, in denen ich an mich selbst glaube.

Ich wollte nach Hamburg nicht mehr nur „irgendwie“ laufen – ich wollte gezielt trainieren, mich weiterentwickeln, mein Potenzial suchen. Und so kam ich zu Fit2Run. Nicole und Martin – ihr habt mir so viel mehr gegeben, als ich erwartet hatte. Ihr habt mich nicht nur professionell trainiert, sondern mit Herz begleitet. Ihr habt mir Mut gemacht, an mich zu glauben, auch wenn es mal schwer war. Ihr habt mir gezeigt, wie wichtig Struktur, Geduld und Vertrauen sind – und wie viel Spaß das Training machen kann. Danke, dass ihr an mich geglaubt, mich gepusht und unterstützt habt. Ohne euch und auch die ganze Truppe, wäre vieles so nicht möglich gewesen.

Und dann kam der 05.10.2025. Der Köln Marathon.

Es war mein vierter Marathon – und irgendwie doch mein erster. Vier Mal stand ich an der Startlinie. Drei davon bin ich einfach gelaufen – aus dem Bauch heraus – einem groben Plan im Kopf und dem Ziel, durchzukommen. Aber dieser vierte? Der war anders. Zum ersten Mal habe ich nach einem strukturierten Trainingsplan trainiert. Woche für Woche mit Höhen und Tiefen, mit Stolz und Zweifeln.

Und was soll ich sagen:

Köln war keine Stadt – Köln war ein Gefühl. Schon ab dem Startschuss war da diese Energie, diese Freude, diese Leichtigkeit. Die Straßen waren voll, die Menschen laut, die Stadt lebendig. Gefühlt hat ganz Köln meinen Namen gerufen – und ich bin förmlich geflogen. Ich lief das erste Mal einen Marathon im Renntempo. 3:33 Stunden. Eine magische Zahl für einen mehr als magischen Lauf in einer für mich jetzt magischen Stadt. Vor Köln hatte sich vieles in meinem Leben verändert – und dieser Marathon wurde mein persönlichster. Mein Lauf, mein Kampf, mein Sieg.

Köln war auch mein erster Marathon mit Pacer. Danke an dich, Max. Du hast nicht nur das Tempo gehalten, sondern mir genau das gegeben, was ich auf dieser Strecke gebraucht habe. Du hast meine Verpflegung getragen, mitgedacht, mitgelitten und mitgejubelt. Du warst präsent, aufmerksam – ohne viel Worte, aber mit vollem Einsatz. Ab Kilometer 35 wurde es hart. Ich habe um jeden Schritt gekämpft – und du warst da um mich zu begleiten. Ich weiß nicht, ob ich ohne dich so durchgezogen hätte. Danke, dass du an meiner Seite warst.

Die letzten Meter trugen sich fast wie von selbst. Es war überwältigend. Mein ganzer Körper war müde, aber ich fühlte mich so lebendig wie noch nie. Als ich die Ziellinie überquerte, konnte ich es kaum fassen. Ich lachte, ich weinte, ich war einfach nur da. Dieser Moment war meiner. Und er wird für immer bleiben. Für mich ist der Zieleinlauf kein Ende. Er ist ein Anfang. Ein Versprechen an mich selbst: Ich höre nicht auf. Ich werde weiterlaufen.

Heute laufe ich nicht mehr nur für mich. Ich laufe, weil ich weiß, was Laufen bewirken kann. Weil ich anderen Mut machen will, loszulaufen – egal, wo sie gerade stehen. Weil ich glaube, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg zur Kraft finden kann. Und manchmal beginnt er mit einem ganz kleinen ersten Schritt.

Anna und Max auf der Strecke; Bild: Anna Stengel
Kurz vor dem Ziel;<br />
Bild: Anna Stengel
Glücklich im Ziel; Bild: Max Worm