Matthias Arend
Mein Weg mit Fit2Run – vom Sofa mit „Schweinehund“ zum Halbmarathon
Ich hatte eigentlich nie ein Haustier – zumindest keines, das man füttern oder ausführen musste. Und doch lebte lange bei mir ein sehr treuer Mitbewohner: mein innerer Schweinehund. Sein natürlicher Lebensraum war das Sofa, am liebsten umgeben von Decken, Snacks und den besten Ausreden der Welt. Immer wenn ich auch nur an Sport dachte, richtete er sich empört auf, als hätte ich gerade seine persönliche Ruhe gestört.
Als mich dann vor fast zwei Jahren meine Frau Carolin zu einem Laufeinsteigerkurs bei Fit2Run überredete, war der Schweinehund natürlich zunächst schockiert. Ich hingegen war fest entschlossen – an einigen Tagen mal mehr, an anderen Tagen etwas weniger. Doch mit jedem Training lernte ich, dass man den Schweinehund nicht besiegen muss. Man kann ihn mitnehmen – Schritt für Schritt, Kilometer für Kilometer. Und langsam kam bei mir das Gefühl auf, dass das Laufen viel mehr ist als reine Bewegung. Es wurde zu einer kleinen Auszeit vom Alltag – ein Ort im Kopf, an dem ich durchatmen konnte, während die Beine ihren Rhythmus fanden. Was anfangs nach Qual roch (und manchmal auch so aussah), wurde für mich zu einer Quelle von Kraft und Klarheit. Ich wurde fitter, zufriedener und auch ein kleines bisschen stolzer auf mich selbst.
Einen riesigen Anteil daran hatten natürlich Nicole und Martin. Sie haben mich immer unterstützt und motiviert. Mit ihrer direkten, aber ehrlichen Art schafften sie es, meinen inneren Schweinehund endgültig zum Schweigen zu bringen, auch wenn er für Martin „die härteste Nuss“ war, die er je knacken musste. Seitdem laufe ich nicht mehr gegen den Schweinehund, sondern einfach nur los und erlebe so viele magische Momente. Niemals werde ich zum Beispiel die zauberhaftesten Sonnenuntergänge vergessen, in die ich mit Martin in Roland laufen durfte.
Und im Laufe der Zeit wurden die Trainingseinheiten immer mehr zu festen Terminen in meinem Wochenrhythmus – nicht mehr etwas, das ich „durchhalten“ musste, sondern etwas, auf das ich mich freute. Ich begann, mir Ziele zu setzen und meine eigenen Bestzeiten aus längst vergessenen Tagen zu jagen – und tatsächlich, ich erreichte sie alle: 5 Kilometer, 10 Kilometer, 21 Kilometer – jedes Ziel, das anfangs unvorstellbar schien, wurde plötzlich greifbar.
Doch nach einigen Läufen, an denen ich teilnahm, stellte ich fest, dass es mir gar nicht um die Zeiten ging. Das wirklich Entscheidende passierte nicht auf der Uhr, sondern mit den Menschen, die mit mir liefen. In der Laufgruppe von Fit2Run fand ich eine Gemeinschaft, die sich ehrlich über die Erfolge anderer freute – und über meine genauso. Diese Gemeinschaft trägt mich, wenn die Beine mal müde werden und treibt mich an, wenn die Motivation mal Pause macht. Dieses Gefühl, sich gegenseitig zu motivieren und anzufeuern und mitzuerleben, wie nach einzelnen Schritten ein gemeinsam gestecktes Ziel erreicht wird, ist für mich persönlich viel größer als jede Medaille und jeder neue Rekord. Es ist das, was das Laufen für mich wirklich bedeutungsvoll macht.
Als ich schließlich vor einigen Wochen über die Ziellinie vom Rhein-City-Halbmarathon lief, war es ein Moment, den ich nie vergessen werde. Dort warteten schon Mitglieder meiner Laufgruppe, die sich so ehrlich mit mir freuten, weil sie wussten, wie viel Herz, Schweiß und Mut in jedem einzelnen Kilometer steckten. In diesem Augenblick war all das Training, all das Zögern, all die inneren Kämpfe plötzlich ganz weit weg. Und irgendwo tief in mir weiß ich jetzt: Mein Schweinehund saß im Augenblick des Zieleinlaufs vielleicht noch auf meiner Schulter, aber dieses Mal war er erstaunlich still, er klatschte anerkennend nur leise Beifall.


